WhatsApp Alternativen?

WhatsApp Alternativen?

WhatsApp ist mit rund 3 Mrd. Nutzern der beliebteste Messengerdienst weltweit und landet oft schon im Grundschulalter auf dem Smartphone von Kindern.
Aber ist das empfehlenswert?

Wir sagen: nein.
Warum, möchten wir im Folgenden erläutern

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In aller Kürze: WhatsApp ist für Kinder aus vielfältigen Gründen problematisch – von Datenschutzbedenken über die Freigabe des Telefonbuchs bis hin zur Integration von künstlicher Intelligenz und der künftigen Schaltung von Werbung. Als Eltern sollten Sie diese Risiken kennen und abwägen, ob und ab welchem Alter die Nutzung für Ihr Kind angemessen ist. Dabei spielen neben dem formalen Mindestalter (13 Jahre) auch die individuelle Reife und Medienkompetenz Ihres Kindes eine entscheidende Rolle.
Wir empfehlen die Nutzung einer der genannten Alternativen - Signal oder Threema. Falls Sie sich doch für die Nutzung von WhatsApp entscheiden, ist es wichtig, die Datenschutzeinstellungen zu optimieren und mit Ihrem Kind im Gespräch zu bleiben

Auswertbarkeit von Metadaten

Zwar ist der eigentliche Inhalt von Chats laut WhatsApp Ende-zu-Ende verschlüsselt - und damit nicht auswertbar -, dies gilt allerdings nicht für die Chat-Metadaten.

In den sog. Metadaten werden viele technische und organisatorische Informationen, die Rückschlüsse auf Kommunikation und Verhalten ermöglichen, gespeichert. Hierzu zählen u.a.

Teilnehmer-Informationen: Bei der Nutzung von WhatsApp fallen Metadaten über die Kommunikationspartner an, darunter die Telefonnummern der Absender und Empfänger, der im Profil angegebene Name, das Profilbild und der Status. Auch Gruppenzugehörigkeiten werden erfasst, also wer Mitglied welcher Gruppe ist, wann jemand beigetreten oder ausgetreten ist.

Zeitstempel: WhatsApp speichert, wann Nachrichten gesendet, empfangen und gelesen wurden. Auch wann ein Nutzer zuletzt online war oder gerade tippt, wird als Zeitstempel verarbeitet und kann anderen Nutzern angezeigt werden.

Verbindungs- und Geräte-Metadaten: Es werden technische Daten über das verwendete Gerät gesammelt, darunter die IP-Adresse, Informationen zum Betriebssystem und Gerätetyp, der genutzte Mobilfunkanbieter sowie die installierte App-Version.

Diese Daten sind wie bereits erwähnt nicht verschlüsselt und bleiben damit auswertbar. Sie können ebenfalls mit anderen Plattformen des Meta-Konzerns ausgetauscht werden. Dies geschieht in der Regel ohne dass Kinder die Tragweite dieser Datensammlung verstehen können.

Das Problem mit dem Telefonbuch

Ein zentrales Problem bei WhatsApp ist der Zugriff auf das gesamte Telefonbuch des Smartphones, auf dem die App installiert ist. Bei Installation verlangt die App Zugriff auf alle Kontakte im Adressbuch – unabhängig davon, ob diese selbst WhatsApp nutzen oder nicht. Zwar kann man dem widersprechen, womit WhatsApp dann allerdings nur noch sehr eingeschränkt nutzbar ist.

Das bedeutet:
1. WhatsApp erhält Zugang zu allen Telefonnummern im Gerät Ihres Kindes.
2. Diese Daten werden ohne Einwilligung der betroffenen Personen an Meta übermittelt.
3. Es erfolg damit eine indirekte Weitergabe von Kontaktdaten Dritter an den Konzern.

Und dann kommt da noch die KI...

Kritisch sehen wir auch die neu hinzugekommene Möglichkeit, das Meta-eigene KI-Sprachmodell direkt über WhatsApp zu nutzen. Hier sehen wir nicht grundsätzlich die KI-Technologie als Problem, sondern vielmehr die Tatsache, dass Millionen von Kindern, die WhatsApp nutzen, diese Technologie völlig unvorbereitet und automatisch zur meist unreflektierten Nutzung zur Verfügung gestellt wird.

Meta-AI in WhatsApp soll beim Beantworten von Fragen, beim Formulieren von Texten, beim Übersetzen und (demnächst) beim Erstellen von Bildern helfen. Die Funktion ist nicht abschaltbar, funktioniert aber nur auf explizite Nachfrage. Alle Interaktionen mit der KI werden von Meta gespeichert und können zum Training der KI ausgewertet und verwendet werden, was aus Datenschutzsicht kritisch zu bewerten ist.

Und jetzt auch noch die Werbung ...

WhatsApp plant, bald Werbung in der App anzuzeigen – insbesondere im Bereich Statusmeldungen und Kanäle - wenn auch zunächst nur in den USA. Es ist besonders kritisch zu betrachten, dass Kinder dadurch häufiger mit gesponserten Inhalten in Kontakt kommen. Diese lassen sich kaum von normalen Beiträgen unterscheiden. Somit sind sie der Manipulation durch die Werbenden ausgesetzt. Zudem besteht gegebenenfalls ein erhöhtes Risiko, in Abo-Fallen zu geraten.

Zwar wird die Einführung in der EU vermutlich erst ab 2026 erfolgen, dennoch bestehen große Datenschutzbedenken – vor allem auch beim Umgang mit verknüpften Konten insbesondere Instagram.

Wir empfehlen Ihnen, diese Entwicklung aufmerksam zu verfolgen und mit Ihren Kindern über DatenweitergabeWerbeinhalte und Kostenrisiken zu sprechen und anstatt WhatsApp z. B. eine der folgenden Alternativen zu verwenden. Vielleicht gehen Sie als Eltern auch als Vorbild voran und verabschieden sich von WhatsApp. Es ist leichter als Sie denken :-)

Welche empfehlenswerten Alternativen gibt es?

Doch was kann mein Kinder denn jetzt "sicher" nutzen?

Alternative 1: Signal

Signal verfolgt ein striktes „Zero-Knowledge“-Prinzip: Der Dienst weiß praktisch nichts – weder über Gesprächsinhalte noch über Gesprächspartner. Die wenigen technisch unvermeidbaren Metadaten werden sofort minimiert und nicht ausgewertet.

  1. Keine Werbung, kein Tracking
    Signal ist eine Non-Profit-Stiftung und finanziert sich durch Spenden – nicht durch Datenhandel. Die App selbst ist kostenfrei.
  2. Kurzfristige Speicherung, rasche Löschung
    IP-Adressen und Zustell-Metadaten existieren nur so lange wie technisch nötig, dann werden sie verworfen und nicht ausgewertet.
  3. Nachweislich kaum herausgebbar Öffentliche Gerichtsdokumente zeigen, dass Signal auf richterliche Anfragen nie mehr als die zwei Zeitstempel liefern konnte – weder Kontakte noch Inhalte noch den Standort der am Chat beteiligten Personen. 

Einziger Nachteil: eine existierende Telefonnummer muss beim Anlegen des Accounts angegeben werden. Inzwischen ist diese aber, sofern in den Einstellungen definiert, weder im Einzel- noch im Gruppenchat sichtbar. Stattdessen kann ein selbstgewählter Alias genutzt werden.

Kindersicherung für Signal: https://www.medien-kindersicher.de/social-media/kindersicherung-fuer-signal

Alternative 2: Threema

Threema verfolgt das Prinzip „Security by Design & Metadaten-Minimierung“. Es fallen zwar einige technische Begleitdaten (Metadaten) an, aber auch bei Threema werden diese nicht analysiertnicht verkauft und größtenteils unverzüglich gelöscht. Die App kostet einmalig 4€.

  • Minimaler Datenabdruck: Die App speichert weder Kontakte zentral auf einem Server noch wertet sie Metadaten wie IP-Adressen aus. 
  • Sicher ohne Handynummer: Kinder können mit einem zufällig erzeugten ID-Code chatten; so bleibt ihre Nummer privat. 
  • Server in der Schweiz: strenges Datenschutzrecht (DSGVO-konform). 

Nachteil: Etwas kompliziert kann sich der Umzug auf ein neues Handy gestalteten. Wer die Anleitung zum Backup beachtet, sollte das aber problemlos schaffen :)

Fazit

Aus unserer Sicht sind alleine aus den o.g. Gründen die Alternativen Signal und Threema ganz klar WhatsApp vorzuziehen (nicht nur bei Kindern ;-)

Wir wissen natürlich, dass WhatsApp aus dem Alltag vieler Kinder nicht mehr wegzudenken ist. Das liegt aber vor allem daran, dass der Sportverein, der Musikverein, die Konfirmandengruppe usw. den Einsatz des Messengers oft mit dem Argument rechtfertigen, dass "doch eh alle WhatsApp nutzen".

Und genau an dieser Stelle muss ein Umdenken stattfinden - gerade bei öffentlichen Einrichtungen und Vereinen. Machen Sie im Elternabend, im Training oder wo auch immer Werbung für die Alternativen.

Übrigens: die dienstliche Nutzung von WhatsApp in Schulen ist vom Kultusministerium Baden-Württemberg strikt untersagt.

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Wer sich intensiver mit dem Thema Messenger und Datenschutz beschäftigen möchte, findet viele Informationen in der Messenger-Matrix des Datenschützers Mike Kuketz aus Karlsruhe.